Mittwoch, 30. September 2015

Erfahrungen und Gedanken über unseren Besuch einer „tribal area“  DE


Es ist nun schon ein bisschen her, aber Mitte September waren wir für einige Tage von Hunden, Kühen, einer Menge Bananen, Kokosnüssen, Govas, leckerem Gemüse und wunderschöner Natur umgeben – kurz: wir waren auf der Farm unseres Direktors an der Grenze zum Nachbarbundesstaat Kerala. Warum? Wir haben ein weiteres Projekt von NMCT kennengelernt – das NABARD Projekt, das die indischen Ureinwohner unterstützt.

Sein Ziel ist es 750 Familien sozial-ökonomisch zu fördern und sie langfristig in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken. Sie werden dazu angeregt und ausgebildet das Land, das sie besitzen, landwirtschaftlich effektiv zu nutzen (z.B. durch den Anbau von Mangos, Amla und Sabotha) oder auch durch Viehhaltung eine selbstständige, sichere Einkommensquelle zu bekommen. Außerdem werden sie in den Bereichen Gesundheit, allgemeine Rechte und „women empowerment“ beraten.

Unsere Aufgabe war es mal wieder zu dokumentieren, was uns trotz einiger Sprachschwierigkeiten sehr viel Spaß gemacht hat! Wir waren überrascht von der Offenheit mit der uns das Projekt, aber auch seine Probleme, vorgestellt wurden. Umso schockierender war es für uns zu erfahren, dass diese Probleme teilweise bis auf die Kolonialzeit zurückzuführen sind.

Damals ist den Briten das Holz für Schiffs- und Eisenbahnbau ausgegangen, so dass sie sich an den indischen Ressourcen bedient haben. Das hat zu Konflikten, vor allem mit den indigen Bevölkerungsgruppen geführt und so wurde die „forest administration“ gegründet. Durch diese Behörde konnten die Kolonialherren ungehindert die indischen Waldgebiete kontrollieren und nutzen. Mit der Unabhängigkeit 1947 verließen die Briten zwar Indien, das bereits etablierte System wurde jedoch beibehalten und ist bis heute aktiv.

Doch wer sind die indischen Ureinwohner überhaupt, von denen wir die ganze Zeit schreiben? Sie sind die ursprünglichen Bewohner des indischen Subkontinents, heute allerdings mit 8,6% (das entspricht 104 Millionen Menschen) eine Minderheit.
Vermutlich um 1500 bis 1000 v. Chr. wanderten Normanden-Völker aus Zentralasien ein, die dann zur Mehrheit der hiesigen Bevölkerung wurden.

Wir haben die „tribals“, die wir kennengelernt haben, allerdings nicht als sehr anders wahrgenommen. Wir wurden wie immer sehr gastfreundlich, offen und mit einem Chai empfangen. Die Menschen haben in uns bekannten Häusern gelebt und die indische Kleidung getragen. Nur durch genaues Beobachten und durch Erzählungen unserer Mitarbeiter sind wir auf kleine Unterschiede aufmerksam geworden. So tragen ältere Frauen keine Saree-Bluse unter ihrem Saree (die Bluse ist übrigens auch von den Briten eingeführt worden), es wird eine andere Form von Tamil gesprochen und es gibt teilweise andere Riten und Feste.

Wir möchten uns mal wieder für die Chance bedanken, die wir mit dem mehrtägigen Trip bekommen haben. Er hat es uns ermöglicht eine weitere, sehr interessante Seite Indiens kennenzulernen! Ganz besonders haben wir uns gefreut, dass wir damit auch den Hintergrund einiger unserer Abhaya-Mädchen näher kennengelernt haben. Ein paar von ihnen kommen nämlich genau aus dieser tribal area.


Quellen:
http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/44424/adivasi-in-indien


1 Kommentar:

  1. Danke dass ihr auch den geschichtlichen Hintergrund aufgezeigt habt, der bis heute nachwirkt. Learning by doing funktioniert bei MNCT besonders gut. Ganz liebe Grüße an Seehta und Shankar.

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