30 Grad und Weihnachtssterne: ein etwas anderer Dezember
- oder: ein eher detaillierterer Einblick in unseren letzten Monat in Abhaya -
Auch hier in
Indien, ca. 8.000 km weit weg von zu Hause, in einem Land, in dem 80% der
Bevölkerung hinduistisch sind, ist Weihnachten nicht spurlos an uns vorbei
gegangen. Ähnlich wie vor Deepawali wurde das Fest schon Wochen vorher in den
größeren Geschäften propagiert und bald konnten wir blinkenden Lichterketten,
Weihnachtssternen, glizerndem Lametta, Plastikweihnachtsbäumen und Baumschmuck
nicht mehr aus dem Weg gehen – es sind eben auch 2,3% der Bevölkerung Christen.
(Wer mehr über indische Religionen erfahren
möchte, kann sich gerne Liams letzten Blogartikel dazu durchlesen – eine sehr
gute Zusammenfassung: klickt hier!)
Silent minute - unsere Vorweihnachtszeit
In Abhaya
wurde all dies allerdings kaum aufgegriffen und so haben wir uns dazu
entschlossen, den Mädchen während dem Dezember ein paar deutsche
Weihnachtsbräuche zu zeigen. Am 1. Dezember haben wir im Prayer-Room einen
Adventskalender aufgehängt, bei dem jeden Tag eines der Mädchen ein Tütchen
öffnen durfte (bei 24 Mädchen ist das perfekt aufgegangen). Außerdem haben wir
aus einem Plastiktannenzweig einen Adventskranz gebastelt.
Nach dem abendlichen hinduistischen Prayer wurde dann das Lichte ausgeschaltet und dafür die Kerzen des Adventskranz angezündet, alle haben sich auf den Boden gesetzt, die Augen geschlossen und wurden von Hannah mit ein paar einleitenden Worten dazu gebracht über ein bestimmtes Thema nachzudenken (z.B. Solidarität und Empathie für die Flutopfer in Chennai). Aufgelöst wurde diese „silent minute“ mit ein oder zwei Weihnachtsliedern, die Paula auf der Geige gespielt hat. Dann durfte das Mädchen, das an der Reihe war, den Adventskalender öffnen.
Nach dem abendlichen hinduistischen Prayer wurde dann das Lichte ausgeschaltet und dafür die Kerzen des Adventskranz angezündet, alle haben sich auf den Boden gesetzt, die Augen geschlossen und wurden von Hannah mit ein paar einleitenden Worten dazu gebracht über ein bestimmtes Thema nachzudenken (z.B. Solidarität und Empathie für die Flutopfer in Chennai). Aufgelöst wurde diese „silent minute“ mit ein oder zwei Weihnachtsliedern, die Paula auf der Geige gespielt hat. Dann durfte das Mädchen, das an der Reihe war, den Adventskalender öffnen.
Gerade den
kleineren Mädchen ist es schwer gefallen, sich auch nur für eine kurze Zeit
ruhig zu verhalten. Auch sind wir uns nicht sicher, wie viele der Jüngeren
unsere Worte tatsächlich verstanden haben. Trotzdem war es schön, in dem doch
recht lauten und nicht immer geordneten Kinderheimalltag täglich für einen
Moment der Ruhe zusammen zu kommen. Besonders gefreut hat uns, dass die Mädchen
die „silent minute“ auch weitergeführt haben, wenn wir beide abends mal nicht
dabei sein konnten.
Wir als Nikolaus
Ein weiteres
großes Event war: Nikolaus. Als wir am Abend des 5. Dezembers vor dem Samstag-Film
die Geschichte dazu erzählt haben und die Mädchen zum Schuheputzen animieren
wollten, war die Motivation zunächst nicht sehr hoch. Schnell wurde uns
unterstellt, die Aktion nur an den Haaren herbei geführt zu haben, um einen
Käsefußgestank um das Schuhregal herum zu beenden (vorherige Freiwillige hatten
Nikolaus wohl nie in Verbindung mit Schuhen gebracht). Doch im Laufe des Abends
wurde dann doch eine große „Chapal-washing“-Aktion durchgeführt und vor dem
Schlafengehen standen knapp 30 Sandalen oder Flipflops gewaschen vor Abhayas
Eingangstür.
Sie
tatsächlich zu befüllen, stellte sich dann etwas schwieriger heraus als
gedacht, denn als wir uns mitten in der Nacht heraus geschlichen haben, wurden
wir sofort von den Straßenhunden entdeckt, die mit lautem Gebelle meinten, auf
uns aufmerksam machen zu müsse. Glücklicherweise haben unsere Kinder wohl einen
recht tiefen Schlaf und so waren sie überrascht und ein bisschen enttäuscht als
einige Neugierige, obwohl sie an einem Sonntagmorgen ganz früh aufgestanden
waren, den Nikolaus und seinen Freund verpasst hatten.
50 Weihnachtskarten und noch mehr Plätzchen
Recht zu
Beginn des Dezembers stand auch noch an, 50 Weihnachtskarten für christlichen
Sponsoren und Freunde des Kinderheims zu basteln und als diese fertig waren,
wollten die Mädchen natürlich auch Karten für ihre Familien und Schulfreunde
machen. Außerdem fanden wir, dass in den Tagen vor Weihnachten Plätzchen nicht
fehlen sollten und so haben wir nach der Anleitung von den ehemaligen Freiwilligen
Franzi und Jule (hier geht's zur Anleitung)
eine Backaktion gestartet... ohne Ofen ist das nämlich gar nicht so einfach! Weil
es den Abhaya Mädchen mit dem Feuermachen (unser Gasherd war zu klein) und dem
improvisierten Ofen nicht schnell genug ging, sind sie auf die glorreiche Idee
gekommen einige Plätzchen im Waffeleisen herzustellen – die waren dann zwar
etwas trocken, aber immerhin gleich zum Naschen bereit.
Ungewöhnliche Weihnachtsfeiertage
Ironischerweise
haben wir die tatsächlichen Weihnachtsfeiertage - trotz all der Vorbereitungen
- nicht mit den Abhaya Mädchen verbringen können, da Hannah sich ein hier
umgehendes Fieber geholt hat, das bei ihr recht heftig ausgefallen ist und
einen Krankenhausaufenthalt nötig gemacht hat. Paula hat mit den Kindern noch
Teelichter und einen Weihnachtsstern gebastelt (diese Sterne scheint man sich
hier üblicher Weise vor die Haustür zu hängen, wenn man Weihnachten feiert), sowie
Abhaya mit Papiersternen dekoriert. Am 25. war sie morgens mit den Kindern in
einer naheliegenden Kirche, was wir schon zuvor mit unserem Direktor
abgesprochen hatten.
Nach dem wir
immer an all den indischen Traditionen teilnehmen dürfen, fanden wir es schön,
nun auch mal etwas von unserer deutschen Kultur weiterzugeben. Viele Mädchen
sind nun über die Feiertage und Ferien nach Hause gegangen, von den Übrigen
kommen manche sogar aus christlichen Familien, andere haben das erste Mal eine
Kirche besucht. Wenn wir alle wieder beisammen sind, wollen wir auf jeden Fall
noch eine kleine Weihnachtsfeier nachholen.
In diesem
Sinne von uns dieses Jahr ein bisschen spät: Frohe Weihachten!
Hallo Ihr beiden,
AntwortenLöschentoller Blog! und großartig, was Ihr da leistet!
Wir wünschen Euch noch tolle Erfahrungen und vor allem ein frohes neues Jahr.
Liebe Grüße aus Dortmund von
Ariane & Martin